Wunderkammern: schau FENSTER

Schaufenster bummeln gehört zu den Erinnerungen an meine Kindertage in den 50er Jahren.

Nur durch eine Glasscheibe von der Realität getrennt, versetzt mich so ein Sammelsurium bis heute in Phantasiewelten.

Damals führten mich diese Familien−Spaziergänge zu Wunderkammern, in denen sich bestaunenswerte Ansammlungen wundervoller Dinge präsentierten − verlockend − auf lange Zeit, wenn nicht sowieso, unerreichbar. Wie belanglos sich dagegen heute die Welt der Schaufenster auf werbewirksames Anpreisen von Konsumgütern reduziert hat. Flüchtig von meinem Blick gestreift, gehe ich weiter.

Doch es gibt sie noch, die Assoziationen auslösenden, Erinnerungen heraufbeschwörenden Arrangements hinter der Glasscheibe. Wohl niemals in glitzernden Großstadt Shopping Malls, eventuell in Kleinstadt Fußgänger-Zonen? Ich begegne ihnen immer völlig unerwartet, z. B. in tiefster Provinz, in Paris, Zürich oder Istanbul.

Die ersten 5 schau FENSTER entstanden 2011/12 für artecorum-galleries in Zürich.
Eine kleine Galerie mit großartigem Konzept, in der ich bis 2012 vertreten war.


schau FENSTER VI schenkt mir jeden Tag einen glücklichen Moment.


Die Istanbuler schau FENSTER sind für mich Stilleben − bis ins kleinste Detail liebevoll gestaltet.
Nach Einbruch der Dämmerung in magisches Licht getaucht, entführen sie vielleicht in ein blaues Wunder?


Sollte sich hinter dem
»schau FENSTER VIII« eine
mysteriöse Geschichte verbergen?

Schon wie es auf sich aufmerksam machte…

Ich war das erste Mal in Istanbul zur Vorbereitung von ISTANBUL_related und fuhr touristengleich unter ganzjähriger Weihnachtsstern-Beleuchtung mit der rumpelnden blutroten Straßenbahn neugierig an Starbucks & co vorbei. Plötzlich − was war das − huschte schemenhaft ein Geschäft von ganz anderer Art vorbei. Wie hypnotisiert stieg ich bei der nächsten Gelegenheit aus, um zu dieser Erscheinung zurückzukehren. Und da war sie dann. Still, fast unsichtbar, farblos in der ansonsten so farbenfrohen Straße. Mir gingen die geheimnisvollen Wäschegeschäfte meiner Kindheit durch den Kopf und

ein großartiges Bild von Gerda Leopold, das sich diesem Thema
widmete. (Leider kann man es nicht auf www.gerdaleopold.com sehen.) Ja, das könnte es sein − aber nein, da war noch etwas Anderes. Also nahm ich diese Wunderkammer mit, um ihr Wesen zu ergründen.

Umgeben von Einschusslöchern gewährte sie mir während der Bildbearbeitung einen derart tiefen Einblick in einen geheimnisvollen Raum mit Gänsehaut−Potential, dass ich überlegte: ob man wohl nach dem Durchschreiten der undurchdringlichen Glastür in den Tiefen dieses aus der Zeit gefallenen Ladens für immer verschwinden würde?