Mit »Africa in Berlin« begann die Sammlung »sound garden«.
Die Nigeria-Impulse für meine Arbeit waren 2001 für immer verloren, das »Thema Berlin« schon lange abgearbeitet – »dann beschäftige dich doch mit Africa in Berlin« wurde mir geraten. Ich machte mich auf den Weg und durchquerte auf der Hoppetosse, umweht von Reggae Tunes, die Nacht. Sonntags traf sich die Community im Yaam und tanzte eingehüllt in köstliche Düfte aus riesigen Töpfen kochender Familien aus Gambia und dem Senegal. Auch das unglaublich leckere Jerk Chicken erwartete uns dort in der dampfenden Jamaika-Tonne.
Ich fing damals gerade mit meinem fotografierenden Motive-Sammeln an. Hier hatte ich, wie schon in Nigeria keine Chance. Entweder stellten sich alle begeistert grinsend in Positur (sehr hübsch – aber ich suchte nach ja eine verlorene Atmosphäre) oder sie bekamen Angst, weil ich sie per Foto ins Ungewisse mitnehmen wollte und − man weiß ja nie… Nach einigen Jahren gehörte ich dann irgendwie dazu, man begrüßte mich respektvoll mit „hello Mama Africa, willst du arbeiten?“ und ich konnte meine kleine Kamera, in Ruhe gelassen, auspacken.
Es kam damals zu wunderbaren Begegnungen, die mich nicht selten in bestürzende Abgründe menschlicher Existenz blicken ließen. Da war z. B. der kleine Edie Boy. Stolz trug er blaue Elefanten auf seinem Gambia-Hemd durch Berlin, bis sie auf meinem Scanner Platz nahmen. In »ticket to Berlin« hatten sie allerdings die Farbe gewechselt und fanden sich in Begleitung von Ganesha wieder. Meiner über die Schwellen des Lebens helfenden Lieblingsgottheit aus dem Hinduistischen Götterhimmel.
Ganeshas Beistand brauchte ich dringend in dieser Zeit und Edie Boy vermutlich lebenslang. Da war dem Kreislauf von Tuberkulose, Knast, Drogen, völlig unrealistischen Forderungen von Familie und falschen Freunden zu entkommen. Um dieses harte Leben, nicht selten auf der Strasse, für ein paar Stunden zu vergessen; oder um nicht in einem Asylantenheim verwaltet und letztendlich abgeschoben zu werden. Der Ausweg führte viel zu oft in gefährliche, ungeliebte Affären. Ich wünsche allen in Berlin Gestrandeten, dass sie ihr Weg doch noch an einen guten Ort führt.
Einblicke in den »Lebensraum: sound garden«. Der Alltag dieser »strahlenden Helden der Nacht« muss im Verborgenen bleiben. So hatte ich es in Nigeria gelernt.
sequence / run di place . yaam . 2005/2018
FIRE POWER SCHON IMMER immer wieder, immer noch BERLIN-UNDERGROUND Energiereserven-Tankstelle Kreativitäts-Inspirationsquelle Auszeit vom 21. Jahrhundert-Wahnsinn WEIL materiell - kommerziell - viel zu schnell. Irgendwo zwischen Afrobeat und Reggae findet man meine Orte der Nacht. Phantastische Soundartisten laden mich ein in ihre prächtigen Traumwelten. Großartige Momente treffen Augen-Blicke versunken in tanzender Umarmung. ABENTEUER mit zwielichtigem Lachen, falscher Liebe... AUFPASSEN!!! GANZ NAH: dramatische Einbahnstrassen zu Tragödien. Helga Ntephe, 2013
to the world behind the ice . hoppetosse . Triptychon . 2006/2012
Africa in Berlin . 2005−10