Lebensraum: art cuisine

Weissherbst . 2012 . Scannografie pigment print – 10 Farben . Edition 5 . various size

Cuisine Métropole irgendwo zwischen Imbissbude, Café, Restaurant und geschlossener Gesellschaft… ergänzt durch fruchtige Geheimnisse

Fotografische Skizzen zu Cuisine Métropole sammele ich seit 2013 in urbanen Lebensräumen wie Berlin und Istanbul.

2017 war die Serie ausschnitthaft zu sehen bei Tischlein deck dich − einer Ausstellung in der Städtischen Galerie Schwalenberg, kuratiert von Dr. Mayarí Granados, Lippische Kulturagentur, Landesverband Lippe. 2019 entstanden 3 weitere Arbeiten für Wir auf dem Land: Dandy Dinner.

der Aussenraum

Cafés und Imbissbuden als Stationen des Innehaltens im Getriebe der Großstadt. Der kleine Hunger, eine Verabredung oder einfach nur weil die Atmosphäre eines Platzes, einer Strasse zum Verweilen einlädt.

der Innenraum

Beobachtungen in Berlin und Istanbul. In Berlin hat das Cafè, zumindest bis zum Einbruch der Nacht,

die Aufgabe der traditionellen »Eckkneipe« übernommen − die Verlängerung des heimischen Wohnzimmers; Treffpunkt, Arbeitszimmer für Leser und Schreiber, die Hektik bleibt vor der Tür.Man wird zum Zuschauer der umtriebigen Strasse − ob man gesehen wird oder nicht − den Berliner/der Berlinerin interessiert das kaum, hier will man seine Ruhe haben.
In Istanbul gibt es ein lebendiges Aussen und ein Innen, wo sich nicht selten erstaunliche Welten eröffnen, für den Nicht−Eingeweihten geheimnisvoll und oft versteckt.

die Poesie der Caféhaus-Stunde

Mein Blick versinkt in Details, wenn ich mich alleine in einem Café aufhalte. Die Zeit steht still, Termine scheinen bedeutungslos. Ich fühle mich vergleichbar einem Flaneur vergangener Zeiten.
Die Gegenstände auf meinem Tisch verlieren ihre reale Bestimmung, der mich umgebende Raum löst sich auf und lädt zu assoziativen, träumerischen Gedanken−Reisen ein, begleitet von Gemurmel, Lachen, Musik, Geklapper und Gezische.

für 48 Stunden Neukölln 2009

Die 12−teilige Sequenz Geschlossene Gesellschaft − Neukölln privat entstand 2009 in Berlin−Neukölln und gibt Einblicke in eine Tafelrunde von geladenen Freunden der Kochkunst. Hier, an der Schnittstelle zwischen privatem und öffentlichem Raum, wurde zwischen Fundstücken, Andenken und Erinnerungen spontan und unkompliziert der Tisch gedeckt und entführte die Gäste in eine Welt phantastischer Assoziationen.

fruchtig : kontemplativ
lädt ein, dem Flüstern der Früchte zu lauschen und vielleicht von ihren Geheimnissen zu kosten.

Während des Sammelns der Früchten für diese Serie und deren digitaler Verarbeitung wurde ich von den Verlockungen ihrer sinnlichen Schönheit immer tiefer in den Garten der griechischen Mythologie entführt.

Was für eine Farben− und Formenpracht!
Früchte, entstanden aus Sagen umwobenen Begegnungen; verführerisch, kostbar, dramatisch, gefährlich − spielten sie eine wichtige Rolle zwischen antiker Götterwelt und den sterblichen Menschen.

Nicht zu vergessen die Nymphen; zum Beispiel Nana. Unbeabsichtigt löste sie die wohl blutrünstigste

Schöpfungsgeschichte der Pflanzen−Mythologie aus: die Entstehung des Granatapfelbaums.

Oder: der erste Apfelbaum mit den goldenen Äpfel der Unsterblichkeit − ein Hochzeitsgeschenk der Erdgöttin Gaia für Hera und Zeus.

Gepflegt von den drei Hesperiden − am äussersten Weltrand, unerreichbar für Sterbliche, bewacht von dem Drachen Ladon − später: Eifersucht, Verrat, Wahnsinn, eine blutige Tragödie mit Variationen…*

*Quelle:
Holger Lundt, Im Garten der Nymphen, Kleine Mythologie der Pflanzen, Artemis & Winkler Verlag, 2006

Möge die Sinnlichkeit der Früchte
nicht nur mich in versunkene Zeiten entführen und das sich in sie Versenken zu
Träumen, Erinnerungen und Assoziationen verführen.